Christian Fohrmann 02 ©Andreas Friedle

Seit ich denken kann, fasziniert mich die Zukunft weit mehr als die Vergangenheit. Das Wissen um das unabänderliche Eintreffen des Morgen gibt mir das gute Gefühl, dass alles stetig verbessert werden kann, nichts in Stein gemeißelt ist, das Leben nur eine Richtung kennt: Vorwärts!

Der Blick zurück, zu dem, was war, hat für mich nur eine Relevanz: Erfahrung! Erfahrung kann die Grundlage für Veränderung sein, denn aus ihr heraus entsteht Neues. Erfahrung kann aber auch hinderlich sein, wenn sie nicht kontinuierlich durch neuere Erkenntnisse aufgefrischt wird (Confirmation Bias). Oder wenn Erfahrung den Blick stets in die Vergangenheit richtet (Traditionen).

Neues ist der Code, auf den meine Ingenieurs-DNA programmiert ist. Zukunft ist mein Programm – eines, das nie fest geschrieben steht, das steter Aufmerksamkeit bedarf und vor allem: Das immer vom Morgen her gedacht wird, und sich nicht aus dem Gestern speist.

Geboren und aufgewachsen bin ich in Innsbruck. Tirol, das Herz der Alpen, ist schon ein ganz besonderer Fleck auf diesem Planeten. Um das zu erkennen und wertzuschätzen, muss man allerdings auch mal weg. Raus, um Abstand zu gewinnen und Neues kennenzulernen. In meinem Fall bin ich – nach erfolgreichem HTL-Abschluss, ein paar Monate BWL-Studium und einem nachhaltig prägenden Kurzaufenthalt in San Francisco – mit 25 Jahren nach Dortmund gezogen, mitten ins Ruhrgebiet. Dort lernte ich eine neue Sprache: Hochdeutsch. Der kulturelle Unterschied war faszinierend einerseits, in vielen kleinen und großen Belangen aber doch nichts für mich. Also nach wenigen Monaten wieder zurück nach Österreich, und zwar in die Hauptstadt.

Wien in den Neunziger-Jahren war wirklich anders, nicht nur bei Nacht. Eine interessante Stadt voller Politiker, Künstler und Kommerzialräte. Und überaus spannend in ihrer Weltanschauung, die sich aus Gedankengut aus Moderne, Aufklärung und Monarchie gleichermaßen speist. Warum es mich dort trotzdem nicht lange hielt? Weil ich merkte, dass mir die Berge fehlten. Und außerdem wollte ich wieder in meinen Bereich: Technik, Multimedia, IT und Internet. So landete ich 1997 in München bei der Bavaria Film. Nicht direkt beim Film, sondern bei der „Interactive„, die BFI, jener pionierhaften multimedialen Innovationsschmiede, die alles hatte, wovon man in der New-Economy träumen konnte. In München saugte ich mich voll mit Wissen, mit allem, was man zu dieser Zeit nur annähernd über Digitalisierung und Internet lernen konnte. Es fühlte sich ein bisschen wie San Francisco an, halt ohne Golden Gate Bridge, dafür mit Biergarten. Die Alpen vor der Haustüre, wagte ich auch immer wieder mal den Blick nach Tirol und wie sich das „Land im Gebirg“ so entwickelte.

2004 verließ ich die BFI, um mich selbständig zu machen. Zu jener Zeit war Google noch ziemlich neu am Markt und ich hatte mir das damals sehr frische Know-how angeeignet, wie man Websites für Suchmaschinen optimieren kann, so dass diese „weiter oben“ landen. Ein Wissen, das in der Hotellerie und im Tourismus in Tirol – welch Zufall – noch überhaupt nicht verbreitet war, und so konnte ich vom Standort München aus mit dem Achensee gleich eine der bedeutsamsten Tiroler Tourismus Destinationen als Kunden gewinnen, für die ich bis heute mit Herz und Leidenschaft arbeite.

2014 zog ich mit meiner Frau Susanne von München „heim“ nach Tirol, direkt an den Achensee. Dort habe die Marke Alpinmarketing erdacht und umgesetzt: Eine kleine, feine, auf Tourismus spezialisierte Digital Marketing Service Agentur. Fürs Webmanagement und Marketing selektierter Hotelkunden und weiterhin den Achensee Tourismus.

2017 habe ich die Zertifizierung zum Certified Digital Consultant erlangt. 2018 folgte meine Zertifizierung zum gerichtlich beeideten Sachverständigen für Informationstechnolgie, Digital Marketing und Social Media. 2019 absolvierte ich das Executive Studium „Innovationsmanagement“ am MCI und im Jahr darauf den Executive Lehrgang „Systemische Führungspsychologie„.

Ein Highlight war auch der Digital Tourism Expert Lehrgang der Universität Innsbruck von 2018 bis 2021. Eine überaus zukunftsweisenden Einrichtung im Bildungsbereich, deren Wert – in ihrer Begegnung mit der realen Welt, zumindest in Tirol – es erst noch zu erkennen gilt. Manch patriarchalische Urgesteine mögen es bis heute nämlich nicht wahrhaben, aber für einen funktionierenden Tourismus braucht es nicht nur Köche, Kellner und Rezeptionisten, sondern darüber hinaus hochgebildete IT-ler*innen, Social Media Manager*innen, Developer*innen und Data-Scientists.

Meine Welt ist nie stehengeblieben, und ebensowenig hat die Zeit vor den hohen Bergen halt gemacht. Das Wissen um die Unabänderlichkeit von Veränderung und die Akzeptanz, dieser aktiv zu begegnen, genau hier liegt der Kern von allem, praktisch die treibende Kraft, der Motor der Welt und der Menschen.

Seit 2020 lebe und arbeite ich in Wattens, einer durch Industrie geprägten Tiroler Marktgemeinde. Die Zukunft – die des Standorts, unsere eigene und die nachfolgender Generationen – aktiv zu gestalten, sie zu bilden, und nicht passiv auf uns zukommen zu lassen: Genau dafür brenne ich. In der Begeisterung für die Zukunft steckt das wahre Potenzial für Neues. Und nur das Neue bringt weiter, denn alles andere gab es ja schon mal.

Christian Fohrmann